Die Uckerose Manufaktur der Elena von Gieck
von Heidi Müller
Die beseelte Alchemistin
Es war einmal eine junge Frau aus Kasachstan, die studierte Chemie. Leider ohne jegliche Leidenschaft. Die schien in ihrem jungen Leben im Dornröschenschlaf. Mit 25 Jahren kommt Elena von Gieck nach Deutschland, macht eine Umschulung zur Industriekauffrau. Finanzcontrolling? Auch nicht gerade geeignet, um ihre Leidenschaft zu wecken. Doch das Verlangen ihrer Seele, ihre Sehnsucht bleibt hartnäckig. „Was macht mich aus?“ fragt sie sich. Ihre innere Expedition beginnt. „Ich fühlte mich entwurzelt. Ich war auf der Suche nach meinem Zuhause, nach Geborgenheit. Nach Ankommen.“
Sie fühlt sich zur Pflanzen- und Naturheilkunde hingezogen, stellt Kosmetik und Parfüm her, gibt Kurse an der Volkshochschule. „Damit fing mein Erwachen an. Ich spürte etwas Lebendiges in mir.“ Sie zieht aus Baden-Württemberg nach Brandenburg, erinnert sich plötzlich an ein kleines französisches Café in Erfurt. Ein Zeichen? Sollte sie ein Café eröffnen? Mit 45 Jahren? Ohne Kapital? Die Sehnsucht bleibt unerschütterlich. „Mein größtes Kapital ist mein Kopf“, sagt sie sich und findet einen Investor. 2011 eröffnet sie in Templin ihr eigenes kleines Café und Schokoladenlädchen „Gourmet Flammerie Templino“. In der verwunschenen Einkaufspassage pflanzt sie einen Rosenstock.
Nach zwei Jahren wird sie unruhig, sucht nach Räumlichkeiten. In Bernau wird sie fündig. Voilà: das Café Flammerie Pascal ward geboren. Doch nach einem Jahr ist sie wieder da, die innere Unruhe. Diesmal wird sie in Potsdam fündig, haucht dem Hofcafé Madame Récamiere ihr Leben ein. Und verliebt sich in die Garnisonsstadt.
Auf einer Reise an den Gardasee entdeckt Elena von Gieck in einer kleinen Sackgasse ein Lädchen. „Karins Limoncello Laboratorium“. Eine ältere Frau köchelte im Hinterstübchen Marmelade. „Ich war auf der Stelle verzaubert“, erzählt sie. Dann sieht sie eines Tages im Fernsehen einen Bericht über einen Bio-Rosenhof in der Uckermark. Zwei Tage später steht sie vor dem Hof, öffnet das hölzerne Tor – und begegnet ihr: der Rose. „Dieser betörende Duft, diese leuchtende Farbe. In diesem Moment hat sich für mich die Welt geöffnet.“
Die Rose weckt nicht nur die Weiblichkeit und Sinnlichkeit in ihr, sondern auch die Alchemistin. Sie ist beseelt von ihrem innigsten Wunsch, ein Elixier der Sinnlichkeit zu kreieren – und gründet die Marke „Uckerose“ und die Rosenlaboratorium-Manufaktur in Templin. Dort wird fortan in kupfernen Destillen mit viel Liebe und Hingabe filtriert, extrahiert, kombiniert, abgefüllt, etikettiert, verpackt.
Die Ergebnisse ihrer Liebe zur Rose und zur alchemistischen Kunst gibt es in ihrem verführerisch duftenden Laden in Potsdams Gourmetmeile, der Gutenbergstraße: vom Rosenmousse Gold (eine Geschmacksexplosion aus ca. 20 duftenden Rosenblüten) über alkoholfreien Rosen-Spritz, Single Malt und Rosen-Elixier mit fassgereiftem Portwein, Granatapfel und Rosmarin bis zu Schokolade, Rosensalz und Rosenpfeffer sowie Rosen-Früchtetee.
Elena von Gieck ist angekommen. Eine Rose aus der Uckermark – übrigens ein Tiefwurzler – hat sie dabei unterstützt, selber Wurzeln zu schlagen. Woher sie in all den Jahren den Mut genommen hat? „Ich bin beim Gehen gewachsen“, sagt sie. „Es ist nie zu spät, seine Bestimmung zu leben.“
Rosen-Laden – Laboratorium
Elena von Gieck
Gutenbergstrasse 31
14469 Potsdam
www.uckerose.de