
Edmond‘s Zum Starstecher
von Heidi Müller
„Ich habe in viele Töpfe geschaut“
Was könnte man nicht alles über diesen Gastronomen und Spitzenkoch erzählen. Stundenlang. Seitenlang. In Mühlhausen geboren, ging er bereits im zarten Alter von 14 Jahren bei seinem Vater in die Lehre – der jüngste Kochlehrling Deutschlands. „Das war hart“, sagt Edmund (mit „U“) Becker. „Ich habe mich immer geschämt, wenn mich Leute gefragt haben, wo ich denn meine Ausbildung mache. „In der Hauptbahnhofs-Gaststätte in Heidelberg.“ Das klang nicht so sexy. Dabei war die Gaststätte sehr elegant. „Bei den Reisenden 1. Klasse servierten die schwarz livrierten Kellner auf Silber, in der 2. Klasse auf Chromagan.“Die strenge Ausbildung seines Vaters blieb nicht folgenlos. Mit 21 Jahren managte er bereits sechs Snack Bar Restaurants. „Ich war drei Jahre lang für die US-Stationierungsstreitkräfte In Heidelberg als Short Order Cook im Dienst“, sagt er.
Die Bahnhofsenergie wirkte sich ebenfalls auf den jungen Koch aus: Nach der Hotelfachschule zog es Edmund Becker raus in die Welt. New York, Palm Beach, Bangkok, Hong Kong, London, Cannes, Nizza, Monaco. Auf einer seiner vielen Reisen entdeckt er in Mougins an der Côte d’Azur ein Restaurant „À vendre“ – direkt neben dem 2-Sterne-Tempel von Monsieur Roger Vergé. Konkurrenz belebt nun mal das Geschäft. Und Monsieur Becker eröffnete 1991 sein erstes Restaurant ‚Á la table d‘Edmond‘ (ab jetzt mit „O“) in bester Lage.
Nach 14 Jahren kehrte er nach Deutschland zurück, eröffnete 2009 das Hexenhaus in Falkensee. Einer seiner Stammgäste, ein Augenchirurg, fragt ihn eines Tages, ob er sich nicht vorstellen könnte, in Potsdam das einstige Promi-Restaurant „Zum Starstecher“ zu übernehmen. Er konnte.
Mit der Speisekarte lebt Edmond seine französische Seele aus: Bouillabaisse, Bäckchen vom Charolais-Rind, Raviellies – eine Art Ravioli – gefüllt mit Cognac, Sahne und Geflügel, Crème brûlée mit Macarons. Die Raviellies gibt es auch noch mit Entenfüllung – sozusagen eine Hommage seines Weggefährten Hans-Peter Wodarz. Und Kolja Kleeberg, auch nicht untätig, hat dann noch die Rezeptur für eine Daube en Boeuf Provençale. So geht Gastro-Freundschaft.
Kurzum: Seine Gerichte seien „romantisch und mediterran. In der Nähe des Holländischen Viertels lässt sich ab sofort genießen wie Gott in Frankreich. Trotz aller Raffinesse lehnt Edmond Becker jedoch jeden Firlefanz um seine Person strikt ab. Ihn leitet sein Motto „Die Gäste verwöhnen und verdammt gut kochen. Das ist unser Job. Das kleine Café Sanssouci neben dem Starstecher gehört auch noch zur Potsdamer Kreativstätte des Monsieur Edmond Becker. Hier gibt es selbstgebackene Torten, Patisserie und herzhafte Kleinigkeiten.
P.S. Und was bedeutet nun Starstecher? „Keine Sorge, wir greifen nicht nach den Sternen. Starstecher waren Mediziner, die die Fähigkeit besaßen, mit einem feinen Instrument in den Augapfel zu stechen und die Linse nach unten zu drücken. So erhielt das Auge wieder Licht“, erklärt Edmond Becker. Wir ahnen es: der Stammgast vom Hexenhaus ist nicht nur kulinarisch interessiert.
Edmond`s Zum Starstecher
Leiblstraße 12
14467 Potsdam
www.edmondsstarstecher.de