Humboldt Forum: Restaurierung im Dialog

von Heidi Müller

Eines der ältesten Schätze der preußischen Kunstkammer

Was wäre das Humboldt Forum ohne die Modell- und Steinbildhauer, Steinmetze, Stuckateure und Restauratoren, die die historischen Barockfassaden in der Schlossbauhütte in Spandau rekonstruiert haben? Moderne Michelangeli von heute. Ebenso wurden für die Ausstellungen bisher tausende Exponate aus verschiedenen Regionen der Welt restauriert. Solche eindrucksvollen Arbeiten finden meist hinter den Kulissen statt – für Besucher bleiben sie oft unsichtbar. Bis jetzt: Die neue Ausstellung „Restaurierung im Dialoggewährt uns Einblicke hinter die sonst verschlossenen Türen.

Im Zentrum stehen fünf sehr unterschiedliche Schätze, einer davon  sogar noch aus der preußischen Kunstkammer: zwei Wappenpfähle von der Nordwestküste Amerikas, ein mongolischer Schrein aus dem 20. Jahrhundert, eine Zeremonialpfeife der Umoⁿhoⁿ aus Nebraska und ein chinesisches Lackschränkchen aus der Qing-Dynastie. Wobei Lackschränkchen viel zu profan klingt. Dieses Prunkstück aus schwarzem Koromandellack  mit eingeschnitzten farbigen Darstellungen zieht einen sofort in seinen Bann. Im Inneren findet man Blätter aus Eivogelfedern, Chrysanthemen aus Bernstein... Am liebsten würde man um den magischen Schlüssel bitten, der alles in dieser märchenhaften Box für drei bis vier Minuten wie ein Spielwerk in Bewegung versetzt. „Dieses Schränkchen ist eines der ältesten Schätze unserer Sammlung, es stammt noch aus der brandenburgisch-preußischen Kunstkammer“, sagt Ulrike Stelzer, Sammlungsrestauratorin für Ostasiatische Kunst bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz .

Seit 2011 wurde das Schätzchen restauriert. Es war ein reiner Zufall, dass der etwas neugierige und technisch begabter Ehemann einer Restauratorin, einer Frau bei ihrer Arbeit über die Schulter lugte. Auf ihrem Tisch lagen hunderte von ausgebauten Einzelteilen. Er entdeckte beglückt die Mechanik und behauptete kühn: Ich traue mir zu, das Spielwerk zu reparieren.

Ein Hoch auf die Kühnheit. Nun mussten all‘ die hunderte von Einzelteilen so zusammengepuzzelt werden, dass die Mechanik auch funktionierte und sich alles wie von Zauberhand in einer ausgeklügelten Choreographie bewegte. Ach ja: den Schlüssel, der alles in Gang setzte, gab es leider nicht mehr. Nachdem auch dieser und weitere fehlende Teil der Mechanik nachgebaut werden konnten,

„Das bleibt für uns alle ein unvergessener, erhabener Moment, denn es galt eigentlich als unwiederbringlich zerstört“, gesteht Ulrike Stelzer. Wenn Märchen wahr werden. Die Ausstellung lehrt einen Hochachtung vor dem Handwerk, und Demut vor den ethischen Abwägungen, die mit einer Restaurierung einhergehen.

Zeitgleich mit dieser temporären Ausstellung gibt es noch zwei weitere zu entdecken: Der Indigene Künstler Feliciano Lana aus Brasilien erzählt in seinem Bilderzyklus „Die Geschichte der Weißen“ (https://www.humboldtforum.org/de/programm/laufzeitangebot/ausstellung/feliciano-lana-143965/) vom Kontakt zwischen Indigenen und Weißen.

Die Arbeiten des japanischen Künstlers Takehito Koganezawa kreisen um Fragen der Zeit- und Raumwahrnehmung: „Eins auf Zwei. Zwei auf Eins“ https://www.humboldtforum.org/de/programm/laufzeitangebot/ausstellung/takehito-koganezawa-144403/ eröffnet der Vorstellungskraft und ästhetischen Wahrnehmung neue Spielräume.

Info:

Restaurierung im Dialog
https://www.humboldtforum.org/de/programm/laufzeitangebot/ausstellung/restaurierung-im-dialog-144418/


Sa, 24. Mai 2025 – Mo, 1. Juni 2026

Humboldt Forum
Schloßplatz, 10178 Berlin
Besucherservice
+49 30 99 211 89 89

Museum für Asiatische Kunst, 3. OG, Wechselausstellungsfläche 47, Raum 301

Öffnungszeiten
Mo, Mi, Do, Fr, Sa, So: 10:30 – 18:30 Uhr

Die Ausstellung ist kostenfrei

https://www.humboldtforum.org/de/programm/

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