Museum Barberini: Einhorn. Das Fabeltier in der Kunst

von Heidi Müller

Magischer Tausendsassa

Wann haben Sie das letzte Mal ein Einhorn gesehen? Nicht unbedingt leibhaftig, nein, nein. Aber Einhörner sind absolut en vogue. Sie schmücken Kinderzimmer und Schulranzen, gerne in einem nicht zu übersehenden Schrill-Pink. Das Museum Barberini widmet dem Fabeltier jetzt eine fantastische Ausstellung: Rund 150 Werke aus einem Zeitraum von etwa 4000 Jahren, darunter Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphiken, illuminierte Manuskripte, Plastiken und Tapisserien. „Viele dieser Werke werden nur selten ausgeliehen“, sagt Ortrud Westheider, Direktorin des Museums Barberini. „Wir freuen uns, dass wir mit unserem Ausstellungskonzept über 80 Leihgeber aus 16 Ländern überzeugen konnten.“ Keine Frage: das Museum ist mit einer besonderen Freizügigkeit beglückt worden. Zu den Leihgebern gehören u.a. die Gallerie degli Uffizi, Florenz, das Metropolitan Museum of Art, New York, das Musée du Louvre, Paris, das Museo Nacional del Prado, Madrid und das Victoria and Albert Museum, London.

In der Kunst ist das beeindruckende Wesen omnipräsent. „Jedes große Museum hat mindestens eine Darstellung in seiner Ausstellung,“ sagt Chefkurator Michael Philip. „Das Einhorn ist magisch. Das mythische Wesen ist ein vielschichtiges Zeichen, von dem eine besondere assoziative Energie ausgeht. Es ist in keinem Zoo als lebendes Tier zu sehen, aber zugleich allgegenwärtig – in der Popkultur, als Werbung oder in den Kinderzimmern“, erklärt der empathische, begeisternde Kurator der Ausstellung. Man könnte ihm stundenlang zuhören. „Das eine Horn auf der Stirn, das kein anderer Vierfüßer trägt, gilt als Zeichen der Auserwähltheit. Es zeigt das Einhorn als etwas Außergewöhnliches, das einer anderen Welt als der alltäglichen angehört. Dieser übernatürliche Status, seine ferne Vertrautheit, macht es zu einer Projektionsfläche für Sehnsüchte und Idealvorstellungen,die sich aus überlieferten Geschichten und Bildern speist.“

Seit dem 16. Jahrhundert sammelten Fürsten und wohlhabende Bürger kostbare, seltene oder kuriose Objekte in Kunst- und Wunderkammern.. Das Horn des Einhorns – tatsächlich der Zahn des Narwals – war überaus begehrt. Das lag nicht nur an seiner Stellung zwischen Phantastik und Wirklichkeit, sondern auch an seinem besonderen Erscheinungsbild sowie seiner kulturellen Bedeutung. Bis ins 17. Jahrhundert war man überzeugt, dass Einhörner existieren. Dann siegte die Vernunft. Leider.

Das Einhorn – ein Tausendsassa: Christussymbol, Wappentier, Allheilmittel, Türhüter der Fantasie. Wenn man schon immer mal wissen wollte, wie man ein Einhorn fängt: in der Ausstellung findet man garantiert die Antwort.

P.S. Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm mit Führungen, Workshops, Vorträgen, Gesprächen, einer Lesung und einem Konzert sowie einem
Filmprogramm begleitet.


Museum Barberini
Alter Markt
Humboldtstraße 5–6
14467 Potsdam

Ausstellungsdauer: bis 1. Februar 2026

Besucherservice
T +49 331 236014-499

www.museum-barberini.de

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